Home | Kontakt |  Links |  Impressum 
Universität zu Köln  

  Erdbebenstation Bensberg
 

















HERACLES* Archäoseismologische Untersuchungen in Tiryns und Midea

Im Frühjahr 2012 beginnen wir gemeinsam mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Prof. Dr, J. Maran) und dem Department für Geo- und Umweltwissenschaften (Geophysik) der Ludwig-Maximilians-Universität Müncheni (Prof. Dr. H. Igel) ein interdisziplinäres archäoseismologisches Projekt, das sich mit dem Untergang der mykenischen Paläste in der Argolis um 1199 v. Chr. beschäftigt.



Der Untergang der mykenischen Paläste markiert einen der tiefgreifendsten Wendepunkte in der Geschichte Griechenlands und gehört weltweit zu den markantesten Beispielen unvermittelten politischen Kollapses. Selbst in der Argolis, d.h. derjenigen mykenischen Palastregion, die nach 1200 v. Chr. noch am ehesten Anzeichen eines Wiedererstarkens erkennen lässt, verschwinden nach dem Zerstörungshorizont Merkmale wie Monumentalarchitektur, Schriftlichkeit, Großkunst und politische Komplexität, weshalb auch hier die Tiefe des politischen und historischen Einschnitts in ganzer Klarheit hervortritt. Während bis in die 1970er Jahre in der archäologischen Literatur die Zerstörungen auf kriegerische Aktivitäten zurückgeführt wurden, kam es in den 1980er Jahren zu einem Paradigmenwechsel in der Erklärung des Untergangs der Paläste. Aufbauend auf der Beobachtung von Zerstörungsmustern an Bauwerken in Midea und Tiryns wurde ein starkes Erdbeben am Ende der Palastzeit postuliert und die Zerstörung der Paläste von Mykene und Tiryns sowie der Zitadelle von Midea hierauf zurückgeführt. Vor allem angesichts der Tatsache, dass die "Erdbeben-Hypothese" seitdem zur herrschenden Forschungsmeinung bei der Erklärung des kulturellen Umbruchs geworden ist und je nach Sichtweise der jeweiligen Forscher entweder teilweise oder gänzlich für den Untergang der mykenischen Paläste verantwortlich gemacht wird, erstaunt es festzustellen, dass diese Hypothese allein auf intuitiven archäologischen Beobachtungen und Erklärungen beruht, jedoch noch nie zum Gegenstand einer archäoseismologischen Überprüfung wurde. Ohne eine solche Überprüfung jedoch wird die Frage nach der Relevanz von Naturkatastrophen, insbesondere Erdbeben, beim Untergang der mykenischen Paläste weiter ohne klare Antwort bleiben. Diese Sachlage macht es dringend erforderlich, am Beispiel von Midea und Tiryns, d.h. denjenigen beiden Orte, die ausschlaggebend für die Formulierung der "Erdbeben-Hypothese" waren, die Frage, ob es tatsächlich Anzeichen eines großen Erdbebens um 1200 v. Chr. gibt, endlich in den Mittelpunkt eines archäoseismologischen Forschungsprojekts zu stellen. Das genehmigte Vorhaben hat es sich dementsprechend zum Ziel gesetzt, die erste umfassende archäoseismologische Untersuchung der Region Argolis in Angriff zu nehmen. Das Hauptziel der vorgeschlagenen Untersuchung ist dabei die Zusammenstellung seismologischer, morphologischer und ingenieurgeologischer Daten, um ein archäoseismologisches Modell der Situation in der Argolis während des zur Diskussion stehenden Zeitraums zu erstellen. In Kombination mit den schon bestehenden archäologischen Erkenntnissen, der numerischen Simulation der Topographieeffekte und einer modernen ingenieurseismologischen Modellierung der architektonischen Schlüs­selstrukturen in Midea und Tiryns soll das Modell verwendet werden, um die Hypothese der seismogenen Ursachen der beobachteten Bauschäden quantitativen Tests zu unterziehen.

*Hypothesis-Testing of Earthquake Ruined Argolid Constructions and Landscape with Engineering Seismology





Gefördert von der

               Webmaster  |  Letzte Änderung: